Leserbrief

Leserbrief zum Beitrag von Matthias Grünzig „Kirchenspaltung, die zweite“ (04.11.2014)

Das große Verdienst von Matthias Grünzig liegt darin, die Geschichte der Garnisonkirche als „eine Brutstätte für schlimme Gedanken“ herausgearbeitet zu haben. Das gelingt ihm in besonderer Weise für die Zeit der Weimarer Republik, als zwischen den Anti-Demokratien des Kaiserreichs und des Naziterrors 14 Jahre lang ein anderes Deutschland seine Chance gehabt hätte.

Jede der neun Skandalveranstaltungen, die er für diesen Zeitraum in der Garnisonkirche dokumentiert (es waren sicherlich noch wesentlich mehr), wirft dunkle Schatten auf dieses „Institut Garnisonkirche“; alle zusammen lassen es stockfinster werden. Der „Tag von Potsdam“ ist dann nur noch ein Skandal von vielen und erst auf diesem Hintergrund in seiner ganzen Tragweite zu verstehen.

Aus den Reihen der Befürworter des Wiederaufbaus ist gerade eine aufwändig verlegte Studie der renommierten Historikerin Anke Silomon erschienen mit dem irreführenden Titel „Pflugscharen zu Schwertern. Schwerter zu Pflugscharen. Die Potsdamer Garnisonkirche im 20. Jahrhundert“ (Nicolai-Verlag Berlin, 2014). Darin wird nur eine (die mit Ludendorff 1919) der neun Skandalveranstaltungen erwähnt. Es fällt schwer davon auszugehen, dass die Fakten, die Matthias Günzig recherchiert hat, nicht zugänglich gewesen sind; noch schwerer, dass sie absichtlich weggelassen wurden

Gerhard Hochhuth, Berlin

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