Es wird keine neue alte Garnisonkirche geben!

Berlin, den 31. Januar 2022

Liebe Freundinnen und Freunde,

wir haben eine gute Nachricht! Sie haben / Ihr habt meist schon vor Jahren zusammen mit inzwischen über 900 Unterzeichnern unsere Erklärung „Warum wir Christinnen und Christen keine neue Garnisonkirche brauchen” unterschrieben. Nun können wir Ihnen / Euch mitteilen, dass unser langjähriger Widerspruch gegen dieses Projekt – zusammen mit dem Widerstand anderer Initiativen und engagierter Persönlichkeiten – Entscheidendes mitbewirkt hat.

Es gibt einen Durchbruch in Potsdamer Dauerstreit – den Konflikt um Garnisonkirche! Am Mittwoch, den 26. Januar 2022, hat die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung über eine grundlegende Änderung der bisherigen Planung für den Bereich der Plantage / ehemalige Garnisonkirche entschieden. Beschlossen wurde, dass der 2017 begonnene Nachbau des Kirchturms der ehemaligen Garnisonkirche bis nächstes Jahr fertiggestellt werden kann, aber auf einen Wiederaufbau des Kirchenschiffs verzichtet wird. Das Grundstück hierfür soll wieder in städtische Verantwortung fallen, um an dieser Stelle ein Haus der Demokratie zu errichten. Das Rechenzentrum, das bisher Künstlern und Kultur-Initiativen beheimatete, wird nicht abgerissen, sondern soll als Gebäude und der selbstverwalteten soziokulturellen Nutzung erhalten bleiben. Diese drei Bauten bilden künftig ein öffentliches Forum, das der Diversität der Positionen zu diesem seit drei Jahrzehnten heftig umstrittenen und umkämpften Ort Rechnung trägt.

Der seit drei Jahrzehnten in Potsdam ausgetragene Konflikt um die Zukunft des Areals an der ehemaligen Garnisonkirche hat mit diesem weitreichenden Kompromiss zwischen der Stiftung Garnisonkirche sowie Vertretern des Kulturzentrums Rechenzentrum und der Stadt Potsdam eine konstruktive Wende genommen. Unsere Initiative mischte sich vor sieben Jahren in den Konflikt um den Wiederaufbau der Garnisonkirche ein, der die Potsdamer Bürgerschaft spaltete. Uns ging es „jenseits von Stadtbild- und Stadtentwicklungsfragen, des Streites um öffentliche Gelder oder private Spender ... um die Frage, was der Wiederaufbau dieser Kirche symbolisiert”. Wir erklärten: „Wir wollen dem Eindruck entgegentreten, alle Christinnen und Christen würden dem Vorhaben einhellig zustimmen.” So forderten wir die Betreiber auf zu erklären, was an diesem Kirchenbau in seiner Geschichte jemals christlich gewesen sei. Das traf das eigentliche Problem, das die kirchlichen Träger und Unterstützer hatten. Unersetzlich waren die Stimmen in und aus Potsdamer Kirchengemeinden, die wir als Partner fanden, einzelnen Persönlichkeiten und vor allem das kritische Engagement der Martin-Niemöller-Stiftung, das für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte. Gemeinsam haben wir in diesen Jahren immer wieder Aufklärung und Transparenz gefordert, Konzepte und Konsequenzen angemahnt angesichts der historischen Belastung und theologischen Zumutung, für die diese Kirche stand.

Es wird keine neue alte Garnisonkirche geben! Keine Militärkirche, die schon äußerlich nahtlos Anschluss an eine Tradition pflegt, von der wir uns nach bitteren Lektionen verabschiedet haben. Es wird einen Turm geben, ein Denkmal gewissermaßen, ein Mahnmal so hoffen wir, ohne Prunk und Protz. Noch ist vieles offen. Zum Beispiel: Wieviel Geld aus Kirchen- und öffentlichen Kassen soll noch dafür fließen? Wozu noch die teure Turmhaube mit dem Adler an der Spitze? Was soll in den Turm? Wie sieht das Konzept des Lernorts aus? Wir werden uns darüber mit unseren Partnern abstimmen.

Heute und jetzt danken wir Ihnen / Euch auch im Namen unser Initiativgruppe für Ihre / Eure Unterstützung und Ermutigung!

Wir wünschen Ihnen / Euch und uns ein gesundes, neues Jahr, Frieden und alles Gute!

Ihre / Eure
Uta Brux und Hans Misselwitz

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